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Breitflügelfedermaus – „das Sorgenkind“

Die Breitflügelfledermaus gehört zu den grossen einheimischen Fledermausarten. Ihre Quartiere sind nur schwer zu entdecken, denn sie verstecken sich im First der Dächer, hinter Brettern und Ritzes des Giebels oder im Zwischendach. Bereits kurz nach Sonnenuntergang fliegt sie aus, auf der Suche nach Nahrung. Sie fliegt sogenannten Leitlinien nach, das sind Hecken oder Baumreihen. Sie fliegt aber auch über Wiesen. In Parkanlagen, entlang von Alleen und in Gärten finden wir ihre Jagdgebiete. Sie fliegt langsam und  bedächtig und ist kaum schneller als mit 30 km/h unterwegs. Ausserhalb des Siedlungsgebietes jagt sie in offenen und halboffenen Landschaften, in Kronen von Baumgruppen und entlang von Lichtungen und Waldrändern, auch Streuobstanlagen mag sie. Wer das Glück hat, ihnen beim Jagen zuzusehen wird auch ohne technische Hilfsmittel hören, wenn sie wieder einen Maikäfer verspeisen. Ausserhalb der Maikäferzeit ernährt sie sich von kleineren Käfern wie Mistkäfer, Junikäfer, Blatthornkäfer etc. Mit Nachtfaltern und Köcherfliegen rundet sie ihren Speiseplan ab.

Ab Ende Mai befinden sich 10 bis 60 Weibchen in den Wochenstubenkolonien. Männchen werden nicht geduldet. Anfang August, wenn die Jungen flügge sind lösen sich die Wochenstuben wieder auf.

Den Winter verbringen sie in Spalten an Gebäuden, Dachböden oder in Mauerverkleidungen. Der Winterschlaf endet erst Ende April / anfangs Mai.

Breitflügelfledermäuse werden im Durchschnitt 3 bis 6 Jahre alt. Dank Beringungen konnten aber auch wesentlich ältere Tiere von 18 bis 24 Jahren nachgewiesen werden.

Durch Renovationsarbeiten in Dachstöcken und die Verwendung von giftigen Holzschutzmitteln werden ihre Quartiere oft zerstört oder unbrauchbar gemacht. Die intensive Bewirtschaftung in der Landwirtschaft, das Fehlen von Feldgehölzen und besonders auch der Einsatz von Insektiziden sind Ursachen des Bestandesrückgangs im letzten Jahrhundert.

Jeder, der auf Insekten- und Pflanzenschutzmittel verzichtet oder sie grosszügig reduziert, schafft damit ein Stück Grundlage, damit sich die Breitflügelfledermaus bei uns wieder vermehren kann. Einheimische, fledermausfreundliche Pflanzen und genügend Versteckmöglichkeiten helfen ebenfalls mit.

Text Franziska Heeb

 Steckbrief:

Spannweite                                31 – 38 cm

Körperlänge ohne Schwanz   6 – 8 cm

Gewicht                                      15 – 30 g

 

Grosse, kräftige Fledermausart; selten, gefährdet

 

Vorkommen im Thurgau:

Der Thurgau beherbergt eines der wenigen grösseren Vorkommen von Breitflügelfledermäusen in der Schweiz. Das Vorkommen ist nach jetzigem Wissensstand beschränkt auf landwirtschaftlich geprägte Regionen der östlichen Kantonshälfte. Zu Besorgnis gibt Anlass, dass der erfasste Bestand innert weniger Jahre auf weniger als ein Viertel geschrumpft ist. Die Ursachen sind nicht bekannt. Vielleicht sind die raschen Umstellungen in der landwirtschaftlichen Produktionsmethoden mitschuldig. Es fehlen in zunehmendem Masse die typischen Jagdhabitate der Breitflügelfledermäuse wie beweidete Wiesen und Streuobstgärten mit dem entsprechenden Angebot an grösseren Insekten. Es müssen aber noch andere Ursachen mitbestimmend sein. Die thurgauischen Quartiere der Breitflügelfledermaus sind Zwischendächer unter Ziegellagen.

 

Text Franziska Heeb