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Grosses Mausohr – die Grösste

Das Grosse Mausohr ist die grösste bei uns vorkommende Fledermausart. Sie sind typische Dachstockfledermäuse. Sie jagen in Wäldern und auf frisch gepflügten Äckern nach bodenbewohnenden Insekten. Mit ihren grossen Ohren orten sie auch ohne Ultraschall ihre Beute anhand der Krabbelgeräusche. Sie jagen über dem freien Boden, landen kurz um die Beute zu fangen und fliegen mit ihr davon. Mausohren können mehr als 10 Kilometer weit vom Tagesschlafquartier bis ins Jagdgebiet fliegen. Den Winter verbringen sie in Höhlen, Kellern und Stollen. Im Winterschlaf sind sie hilflos und jedes Stören und Aufwachen bedeutet für sie einen enormen Energieverlust. Damit ihre Fettreserven bis in den Frühling ausreichen, sind sie darauf angewiesen, dass wir sie nicht stören. Deshalb sollten Höhlen mit winterschlafenden Mausohren durch Gitter vor uns Eindringlingen geschützt werden.

Steckbrief:

Spannweite                                 35 – 43 cm

Körperlänge ohne Schwanz           6,5 – 8 cm

Gewicht                                       20 – 40 g

Die Wochenstuben sind frei sichtbar im Gebälk des Dachstockes.

Die Männchen sind meist einzeln und verborgen in Dachstöcken.

Sie gebären im Juni oder Juli und haben nur ein Junges pro Jahr. Ihr Geburtsgewicht liegt bei 6 g und ihre Säugezeit beträgt 4-6 Wochen.

Sie sind stark gefährdet.

Text Franziska Heeb

Vorkommen im Thurgau:

Von dieser einst im Kanton offenbar häufigen Art sind nur noch drei Wochenstuben bekannt: Sie befinden sich in den Kirchen Lipperswil und Ermatingen sowie in einem Privathaus in Pfyn.

Diese Fledermausart wird im Thurgau intensiv überwacht. Ihre Bestände werden seit über 25 Jahren regelmässig erfasst. Die Zählungen geben Anlass zur Hoffnung: Alle drei Kolonien haben sich nach einem Tiefstand erholt. Es geht den Grossen Mausohren, für welche man das Aussterben befürchtete, wieder besser. Allerdings stagnieren die Bestände seit einigen Jahren ohne erkennbare Ursache.

Bestandesentwicklung in den drei thurgauischen Wochenstuben des Grossen Mausohrs

1988

1996

2002

2006

2014

Lipperswil

100

270

280

240

230

Ermatingen

40

100

100

90

90

Pfyn

20

40

60

100

100

total

160

410

440

430

420

Die Werte geben jeweils die maximale Anzahl der im Quartier gezählten erwachsenen Weibchen an. Es zeigt sich, dass sich der Bestand nach dem Tief in den Achtziger Jahren erholt hat, nun aber seit fast zwanzig Jahren stagniert.

In allen drei Wochenstuben wurden anstehende Renovationsarbeiten durch die Koordinationsstelle fachlich begleitet und so negative Auswirkungen auf die Fledermäuse verhindert. Die Ursachen für die stagnierenden Bestandeszahlen müssen ausserhalb der Quartiere gesucht werden: Zu geringe Nahrungsmengen? Zu verstreute Jagdgebiete und deshalb zu energieaufwändig?

Weil Grosse Mausohren nur ein Junges pro Jahr gebären, wachsen die Kolonien selbst unter günstigen Voraussetzungen nur langsam. Der stärkere Zuwachs Ende der Achtziger Jahre könnte auch ein Hinweis auf andernorts zerstörte Quartiere sein.

Text Wolf-Dieter Burkard